e-Rezept: Rollout soll in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres starten.
Welche Perspektiven eröffnet die Medizintechnik in der stationären Pflege? Eine Antwort gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im April auf der Messe DMEA (Digital Medical Expertise & Application ) – Connecting Digital Health in Berlin. Es gebe zwar „viel Taktik, viel Technik, viel Innovation“, sagte er. Es fehle aber an einer „übergreifenden Strategie: „Wo wollen wir wann sein? Und was sind die Anwendungen, die dem Nutzer das Gefühl geben, er bekommt eine neue Medizin?“, fragte Lauterbach und kündigte ein Digital-Strategiegesetz an.
Damit will Lauterbach den Ausbau der digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen beschleunigen und unter Aspekte des medizinischen Nutzens stellen. Der Nutzen der Digitalisierung müsse täglich auf allen Ebenen für Patienten und für Leistungserbringer erlebbar und spürbar werden. Dafür müsse die Anwendung in den Vordergrund rücken, forderte der Bundesgesundheitsminister: „Wir müssen vom Ende her denken.“
Digitalisierung im Gesundheitswesen bedeute für ihn „nicht eine andere Form der Dokumentation und Archivierung der Medizin, die wir immer gemacht haben“, sondern tatsächlich „eine bessere Medizin“ in Arztpraxen und Krankenhäuern zu bewirken, die ohne digitale Prozesse nicht möglich wäre. Deshalb werde er nach der Sommerpause einen Strategieprozess ausrollen, in dem alle Beteiligten gemeinsam arbeiten. Am Ende dieses Verfahrens werde ein Gesetz stehen, das Strategie und Infrastruktur zusammenbringe.
Gleichzeitig müsse der Ausbau der Infrastruktur beschleunigt werden, betonte Lauterbach. Er habe schon im Jahr 2002 für die Einführung einer elektronischen Patientenakte (ePA) plädiert. Dass diese 20 Jahre später immer noch nicht vollständig eingeführt sei, habe er sich damals nicht träumen lassen.
Die ePA sei aber das Kernstück der Digitalisierung, die Ärztinnen und Ärzten ein ganz anderes Arbeiten ermögliche, Befunde zusammentrage und Doppeluntersuchungen vermeide. Im Zusammenspiel mit anderen Anwendungen wie e-Rezept, elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder digitaler Identitätsnachweis komme so „tatsächlich eine neue Medizin zustande“.
Ein Beispiel für die „neue Medizin“ sei der digitale Identitätsnachweis (e-ID), der zum Beispiel leichtere Einträge in Organspenden-Register ermögliche oder die Online-Sprechstunde und anschließend die Ausstellung eines e-Rezeptes. Den Rollout des e-Rezeptes stellte Lauterbach für die zweite Jahreshälfte in Aussicht.
In der aktuellen Testphase seien bislang 10.000 e-Rezepte ausgestellt worden. Die Zielmarke von 30.000 werde voraussichtlich im Sommer erreicht. Dann folge der Rollout – und eine Weiterentwicklung des e-Rezeptes, die den Nutzwert für den Patienten stärker betone.
Das deutsche Gesundheitswesen werde sich ohne Digitalisierung nicht wesentlich weiterentwickeln, erklärte Lauterbach. Die Digitalisierung sei „eine Voraussetzung dafür, dass das deutsche Gesundheitssystem besser und moderner wird“. Er verstehe sich deshalb nicht nur als Gesundheitsminister, sondern auch als „Digitalisierungsminister“.
Die DMEA ist Europas zentraler Treffpunkt in Sachen Digital Health – hier treffen Entscheiderinnen und Entscheider aus sämtlichen Bereichen der Gesundheitsversorgung aufeinander – von IT-Fachleuten über Ärztinnen und Ärzte, Führungskräfte aus Krankenhaus und Pflege, bis hin zu Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Forschung.
Veranstalter der DMEA ist der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V., die Organisation liegt bei der Messe Berlin GmbH. Die DMEA wird darüber hinaus in Kooperation mit den Branchenverbänden GMDS (Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie) e.V., BVMI (Berufsverband Medizinischer Informatiker) e.V. sowie unter inhaltlicher Mitwirkung von KH-IT (Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter) e.V. und CIO-UK (Chief Information Officers – Universitätsklinika) gestaltet.